Legende: Omega

Die letzte Schlacht

Es war eine kristallklare Nacht. Die 3 Monde standen in einer Linie übereinander, genau im Zenit. Diese Konstellation gab es nur alle 999 Jahre. In dieser Nacht konnte man die Magie fast körperlich spüren, in der Luft, im Boden, überall. Ein alter Mann stand vor einem großen, runenübersäten massigen Holztor in einem Felsen. Es schien als schliefe der Mann im Stehen. Aber wenn man genau aufpasste, konnte man ein leises Murmeln vernehmen, das allmählich zu einem Raunen wurde, von Sekunde zu Sekunde lauter wurde. Bald schon waren seltsame Worte zu hören, seit Gezeiten nicht mehr ausgesprochen in dieser seltsamen Welt – Worte der Götter und Ahnen voller geheimer Magie und Macht. Irgendwann kamen die Worte fast als Schrei, nur noch stoßweise. Dann, nach einem Moment schmerzhafter Stille, hob der alte Mann eine Hand, und aus der Handfläche schoss ein Strahl gebündelter magischer Energie, durchbrach die Runen und zerschmetterte das mächtige Portal, das seit Tausenden von Jahren jedem Ansturm standgehalten hatte. Als der Staub der Explosion sich verzogen hatte, konnte man eine langen, tiefen Gang erkennen, an dessen Ende es rötliche zu leuchten schien.

Der Mann ging gebeugt den Gang hinab, bis er in eine große Halle kam. Hier schienen die Schergen des Bösen nur auf ihn gewartet zu haben. Von allen Seiten stürmten sie auf ihn ein, doch der Mann bewegte sich mit einer Schnelligkeit, die man ihm nie zugetraut hätte. Während er geschickt ein paar Pfeilen und Wurfbeilen auswich, zertrümmert sein Kriegshammer Skelette, Zombies und Geister. Entfernte Monster vergingen in Feuerglut und Eishagel. Fast lächerlich schienen die Angreifer im Vergleich mit dieser geballten Macht aus jahrelanger Erfahrung und magischer Artefakte. Als endlich der letzte Angreifer am Boden lag öffnete der Mann eine kleine Tür am Ende der Halle. Er trat durch sie hindurch in eine weitere Halle, die aber leer zu sein schien. Kaum hatte der Mann den Raum betreten, schien eine Stimme direkt in seinem Kopf zu ihm zu sprechen: „Nun bist du endlich gekommen? Lange habe ich nach dir gerufen. Lass und wie einst gemeinsam die Welt heimsuchen! „

Der Alte hob den Kopf und rief: “Nicht noch einmal wirst du mich betrügen! Mache dich auf dein Ende gefasst!“ Ein lautes Lachen war zu hören: “Du kannst mich nicht töten, das könnten nur die Götter!“ „Dann sieh her! Dieses Schwert und diesen Hammer gaben mir die Götter, dich zu finden und zu vernichten!“ „Arggghh, das darf nicht sein!!“ Vor dem Mann begann die Luft zu flimmern und ein riesiges Scheusal wurde sichtbar. Sofort schleuderte es einige magische Ladungen auf seinen Gegner, und schlug mit einer riesigen Axt nach ihm. Den Angriffen auszuweichend und selber angreifend ging der alte Mann langsam auf den Dämon zu. Die Angriffe wurden auf beiden Seiten mit aller Macht und Mitteln geführt. Die Erde erzitterte und die Luft glühte. Endlich konnte der Mann seinen Gegner in die Knie zwingen, und stieß ihm das göttliche Schwert bis zum Haft in die Brust und durchbohrte mit einem widerlichen Geräusch das schwarze Herz. „Du hast zum letzten Mal deine dreckigen Finger nach dieser Welt ausgestreckt!“ Er blickte dem Monster in die Augen, bis dessen Lebensfunke zerbrach. In diesem Moment begann der Boden unter den beiden sich aufzulösen und sie fielen in bodenlose Tiefen.

Während sie fielen löste sich der Leichnam des Monsters langsam auf und verschwand dann mit einem Blitz. Der alte Mann fiel weiter und weiter, die Zeit schien ihre Bedeutung verloren zu haben. Er sah Sterne entstehen und sterben in einem Augenblick. Es gab nur ihn und die Ewigkeit. Irgendwann endete die Bewegung und er schwebte zeitlos und raumlos im Nichts. Da kamen Erinnerungen in ihm auf. Ein Wissen um seine Mission, seinen Daseinsgrund. Schon unzählige male hatte er diese Reise unternommen, etliche Welten besucht und im Namen der Götter das Böse besiegt. Würde er diesmal endlich Frieden finden? Seine Gedanken wurden unklar, als er mit brutaler Gewalt in eine bestimmte Richtung gezerrt wurde. Rasend schnell schoss er durch einen Tunnel aus reinem Licht, an dessen Ende ein Stern schien. Als er schon dachte im Stern zu verglühen, wurde sein Körper zurück in Raum und Zeit geschleudert, sein Wissen verloren.

Als er erwachte schien über ihm der Mond. „Wo bin ich? Wie komme ich hierher?“ dachte er sich. Langsam erhob er sich und sah, dass er an einem Fluss auf einer Lichtung lag. Als er ins Wasser sah blickte ihm ein junger zerlumpter Mann entgegen. Er beschloss dem Fluss zu folgen, irgendwann würde er schon auf Jemanden treffen. Als es anfing zu dämmern trat er auf eine große Ebene hinaus. Geblendet von der aufgehenden Sonne bemerkte er nicht sofort, dass er mitten in eine Gruppe von übel aussehenden Gesellen stolperte, die sofort aufsprangen und nach ihren Waffen griffen. Als sie auf ihn zustürmten hob er mit einem Lächeln die Hand wie von selbst und machte ein paar Zeichen in der Luft. Aber irgend etwas war anders als sonst. Genau genommen wusste er nicht einmal was anders war. Er lächelte noch, als ihn ein Knüppel von hinten niederstreckte. Als er erwachte, lag er auf einer Liege. Über ihn gebeugt sah er einen alten Mann in einer Kutte, der ihn lächelnd ansah. „Nun mein Junge, bist du endlich erwacht? Fast eine Woche hast du auf Leben und Tod gelegen. Du hattest riesiges Glück, dass dich jemand gefunden und zu uns ins Kloster gebracht hat.“ „Wo bin ich hier ? Wie heißt dieses Land“ „Du weißt nicht wie diese Land heißt? Dies ist Aerynth! Nun verrate mir deinen Namen mein Junge.“ „Ich, ich ... ich kann mich nicht erinnern.“ „Nun, dann werde ich dich einfach Omega nennen.“ „Omega ? Wie kommt ihr darauf ?“ „Nun, du hast hier so was wie ein Muttermal. Unser Abt meinte, es sieht genau so aus wie in einer uralten Schrift, eine Art Offenbarung wohl. Keiner kann mehr sagen woher sie kam.“ „Mmh, Omega, irgendwie kommt mit das Wort vertraut vor. Vielleicht ist dies ja mein wahrer Name. Ja, so sei mein Name.“ „Nun denn, wenn du dich erholt hast kannst du dich gerne im Kloster umsehen und auch den kleine Ort am Fuße des Berges besuchen. Weiter würde ich an deiner Stelle nicht allein reisen, die Zeiten sind gefährlich geworden in den letzten Jahren, wie du ja selber schon gemerkt hast. ich muss dich nun eine Weile allein lassen, das Gebet ruft.“ Der Klosterbruder ging zur Tür hinaus. Als er auf der Stelle stand rief Omega ihm nach: “Verzeiht noch eine Frage, wer war der Mann der mich herbrachte?“ „Nun, es waren Gavin und seine Frau, die dich gefunden und hergebracht haben.“ Bei dem Namen Gavin zuckte ein Blitz durch Omegas Verstand und Erinnerungen kamen wie Nebel auf. Er sah eine Mann und eine Frau, die mit ihm zusammen auf dem Schlachtfeld fochten. „Seine Frau, hieß sie etwa Elenora ?“ „Ja, in der Tat, Gavin und Elenora Darklighter, kennt ihr sie etwa ?“ „Bei allen Göttern, kann es sein dass ich sie hier wiederfinde nach all den Jahren? Ich kannte sie in einer anderen Welt, verschollen in Zeit und Raum. Sie waren meine Freunde, Elenora wie eine Schwester für mich. Ich muss sie unbedingt finden! „ „Nun, ich werde sehen wie ich dir helfen kann junger Freund.“ Damit schloss er die Tür und Omega sank erschöpft auf sein Lager und war bald darauf eingeschlafen.