Legende: Dolgan

Du fragst mich wer ich bin ? Willst du nur meinen Namen wissen oder wahrlich erfahren wer ich bin ? Was ich bin kannst du ja sehen, aber wie ich es wurde kannst du nicht erahnen. Ich habe vieles erlebt, aber alles woran ich mich nach all den Jahren, Jahrzehnten und gar Jahrhunderten noch erinnern kann, ist, dass alles in einem kleinen Dorf begann.

Es lag in einem kleinen Gebirge, dass ihr Menschen "Dornen des Westens" nennt. Ich lebte dort viele Jahrzehnte und war glücklich mit dem was ich tat. Wir waren keine große Gemeinschaft, doch ein paar hundert Seelen zählte unser Dorf schon. Wir waren Bauern, Jäger, Bergarbeiter und Schmiede. Natürlich gab es noch andere Berufe, aber ich denke, dass sind die Dinge, die für meine Geschichte wichtig sind, denn ich war ein Bergarbeiter.

Ich habe oft tage- oder gar wochenlang kein Sonnenlicht gesehen. Und auch heute passiert es mir ab und zu, dass ich, nachdem ich unter freiem Himmel campierte, etwas orientierungslos erwache, wenn ich die Weiten des Himmels über mir sehe.

Wir schliefen in den Höhlen unserer Stollen und aßen dort. Wir arbeiteten und feierten dort.

Manche Tunnel die wir bauten durchzogen einen Berg von der einen Seite bis zur anderen. Sie waren so groß, dass es gar nicht möglich gewesen wäre, am Ende eines Arbeitstages an das Tageslicht zurück zu kehren. Wenn einer an die Oberfläche zurückkehren wollte, konnte es sein, dass er mehrere Tage durch Stollen wanderte, bis er das erste Licht der Sonne sah.

Eines Tages passierte ein Unglück. Ich war in einem der neuen Stollen, der besonders steil nach unten verlief, als plötzlich der ganze Berg anfing zu beben und die Stollen erzitterten. Der Stollen, in dem ich mich befand brach ein und ich war in der Dunkelheit gefangen. Ich will jetzt nicht die Geschichte in allen Einzelheiten erzählen, dies würde zu weit führen und nebenbei bemerkt, mich nicht im besten Lichte erscheinen lassen, da Angst und Verzweiflung wohl zwei der wichtigsten Wörter bei dieser Erzählung wären, aber nach über 10 Tagen wurde ich von meinen Brüdern gerettet.

In der nächsten Zeit erholte ich mich in meinem Dorf und eines Tages, als ich durch das Dorf ging, kam ich bei unserem Schmied vorbei und beobachtete ihn bei seiner Arbeit. Er sang ein Lied und bearbeitete das Metall mit seinem Hammer. Er schien Spaß bei seine Arbeit zu haben und nach einer Weile fragte er mich, ob ich es nicht auch einmal versuchen möchte.

"Gerne doch, Meister Argil !", antwortete ich und er zeigte mir, wie man mit dem Hammer umging. Nach bereits wenigen Schlägen merkte ich jedoch, dass das Schmieden nicht nur eine reine Freude ist, sondern auch anstrengend, aber das "Erschaffen und Formen" war doch etwas ganz anderes als das bloße Tunnel in die Erde graben - wobei das auch eine Kunst darstellen kann.

"Du hast Begabung, Dolgan. Du hast den Blick dafür, wann du das Eisen drehen musst. Wir Schmiede nennen das "dass Eisen fühlen". Probier es noch einmal und versuche den Hammer nach jedem Schlag auf das Eisen einmal auf den Amboss "tropfen" zu lassen um ihn danach mit ganzer Kraft wieder über dein Haupt zu erheben und das Eisen erneut zu treffen"

Ich tat, wie Meister Argil mir riet und merkte sogleich, das der Schwung nun ein ganz anderer war.

"Wahrlich, Meister Argil, ihr seid fürwahr ein Meister eurer Kunst, dieser Kniff erspart einem die Kraft die man benötigen würde den Hammer abzubremsen um ihn nicht zu weit nach oben zu bringen."

"Dolgan, sag, hast du Lust bei mir als Schmied zu lernen, wie du weißt hat Dumigal mich vor zwei Jahren verlassen, da ich ihm nichts mehr beibringen konnte und sein Handwerk sicher in einem anderen Dorf sehr willkommen war."

"Ich weiß nicht, ich war mein Leben lang Bergarbeiter und habe einige der größten Tunnel unseres Dorfes gebaut."

"Ich weiß, Dolgan, aber seit dem Unfall ..., es tut mir Leid es anzusprechen, aber wie du weißt bin ich als Meisterschmied im Rate des Thane und Meister Hangil hat letztens angesprochen, dass er nicht weiß ob du in absehbarer Zeit wieder in den Tiefen der Schächte arbeiten kannst. Versteh mich recht, ich will dir jetzt hier nicht irgendeine Arbeit anbieten, nur damit du beschäftigt bis. Ich denke wirklich, dass du Talent hast. Du bist aufmerksam, und sehr stark von der langen Arbeit in den Stollen, und was das alles übertrifft, du hast sehr geschickte Hände, was die Arbeit mit dem Hammer angeht."

"Meister Argil, ich weiß nicht, ich werde darüber schlafen und mit unserem Thane darüber sprechen. Danke für das Angebot"

Kurz drauf begann ich meine Arbeit als Schmied. Es müssen weit über 10 Jahre gewesen sein, in denen mir Meister Argil alles beibrachte was er konnte und wusste. Und bei dem Herren, der über uns wacht, ich hatte wahrlich Talent. Nach einiger Zeit kamen immer wieder Bewohner unseres Dorfes zu uns in die Schmiede und baten mich, dass vielleicht doch ich sein neues Schwert schmieden könne, da Meister Argil doch sicher sehr beschäftigt war. Auch kamen Bewohner der Umliegenden Dörfer vorbei um sich von mir eine Rüstung schmieden zu lassen.

So wurde aus dem Schmiedelehrling ein wahrer Meister seiner Kunst.

Eigentlich hätte ich das Dorf schon längst verlassen müssen, da zwei Schmiede zu viel für unser kleines Dorf waren, aber irgendwie konnte ich es nicht über das Herz bringen, meine Freunde zu verlassen.

Doch dann geschah etwas, was die Situation grundlegend veränderte. Immer öfter wurden Dörfer unserer Brüder von Menschen, Elfen und auch Halbriesen überfallen. Eine Versammlung der Thanen beschloss, dass ein Heer der Zwerge aufgestellt werden sollte.

Da in der Schlacht viele Waffen zu Bruch gehen, sind immer einige Schmiede im Gefolge eines Heeres. Da unser Thane mich nicht gehen lassen wollte, schickte er Meister Argil, mit der Begründung, dass er doch die wesentlich größere Erfahrung hatte. Jeder im Dorf wusste jedoch, dass er mich nicht gehen lassen wollte, da er den besten Meisterschmied, den das Dorf jemals hatte nicht in einem Krieg verlieren wollte.

Am Tag der Abreise unserer Soldaten und Meister Argils um sich dem Heer der Zwerge anzuschließen, wurde ich zum Meisterschmied ernannt und übernahm die Schmiede und Argils Platz im Rate des Thane.

Unser Heer kämpfte erfolgreich gegen die Elfen und Halbriesen, aber die Menschen, welche sich vermehren wie Hasen, waren wohl der Untergang unserer Armee. Mit eine Übermacht von 50:1 griffen die Menschen unser Heer an und selbst der größte Krieger kann so einer Übermacht nicht standhalten. Unsere Armee wurde überrannt.

Als die Armee der Menschen eines Morgens in unser Dorf kam, flohen alle in die unterschiedlichsten Richtungen, doch es gab kein Entkommen. An Kampf war nicht zu denken, die Übermacht war einfach zu groß. Einige traten der Armee mit ihren Äxten und Hämmern entgegen, aber es waren zu viele.

An diesem Tag erfuhr ich das zweite Mal in meinem Leben, was es heißt wahrlich Angst zu haben. Ich lief so schnell ich konnte aus dem Dorf, ohne zu wissen wohin ich fliehen sollte, da bereits 10 Menschen mir folgten. Instinktiv tat ich wohl das richtige und floh zum Bergwerk. Aber selbst, als mich die Dunkelheit der Miene umschloss hörte ich die Stimmen und Flüche der Menschen hinter mir.

In den kilometerlangen Stollen unserer Mienen konnte ich meine Verfolger abhängen und verlies die Miene acht Tage später auf der anderen Seite des Berges. Überleben konnte ich nur, da ich von früher wusste wo die Versorgungsstollen waren wo die Nahrung der Bergleute aufbewahrt wurde. Zwar war bereits seit Monaten nichts mehr aus der Miene gefördert, da die meisten Bergarbeiter im Krieg waren. Aber Reste, die größtenteils bereits verdorben waren, waren zu finden. Ebenso wie altes abgestandenes Wasser.

Nachdem ich nun alleine und auf mich selbst gestellt war, musste ich versuchen mich selbst zu ernähren. Also zog ich mehrere Jahre von Dorf zu Dorf, von Hof zu Hof und verdiente Unterkunft, Verpflegung und ein paar Goldstücke damit, Schwerter, Schilde, Rüstungen, genauso wie auch Pflüge und ähnliches Bauernwerkzeug zu reparieren. Die Menschen für die ich arbeitete duldeten mich als Zwerg, aber nur solange wie ich für sie von nutzen war. Oft wurde ich nach getaner Arbeit sofort vom Hof vertrieben.

Doch meine Selbstzweifel fraßen mich auf. Ich konnte irgendwann nicht mehr damit leben, dass ich geflohen war und als einziger überlebt hatte. Einerseits sagte ich mir, wäre ich geblieben, wäre ich auch gestorben, andererseits kam ich mir wie ein Feigling vor.

Von Woche zu Woche verkam ich mehr. Ich begann schon früh morgens zu trinken und letztendlich endete ich in den übelsten Tavernen des Westens und erzählte den Menschen dort Geschichten um dafür ein weiteres Bier zu bekommen. Arbeiten konnte ich fast gar nicht mehr, da ich den ganzen Tag betrunken war.

Eines Abends, als ich mal wieder einem Mann mein Leid klagte und er mir bereits das vierte Bier gezahlt hatte, begann er auf mich einzureden, dass ich doch viel Gold verdienen konnte und das ganz einfach und zu verlieren hatte ich doch eh nichts mehr und ehe ich mich versah, hatte ich einen Vertrag unterzeichnet.

Ab diesem Tage gehörte ich ihm. Ich hatte mein Kraft, meine Geschicklichkeit und vor allem mein Leben verkauft. - Ich war Gladiator.

Die Ausbildung war hart. Und oft wurde ich zusammengeschlagen und ausgepeitscht. Dieser Mann, sein Name war Zordiack, war im wahrsten Sinne des Wortes ein Sklaventreiber.

Und so lernte ich es zu kämpfen. Zu kämpfen um etwas zum Essen zu bekommen. Zu kämpfen um zu überleben. Anfang fiel es mir schwer, das Leben eines am Boden liegenden zu beenden, wann das Publikum sein Ende verlangte, aber von Mal zu Mal fiel es mir leichter. Ich stumpfte ab.

Nach einigen Jahren als Gladiator hatte ich mir in den westlichen Kampfarenen bereits einen Namen gemacht. Zwar kam es auch vor, dass ich verlor, doch viel öfter versetzt ich den Todesstoß. Aus Dolgan dem Meisterschmied wurde Dolgan der Erbarmungslose. - Ich trennte Körperteile ab, durchschnitt Kehlen und ließ meine Gegner über, für sie ewig dauernde Minuten, zur Unterhaltung des Publikums leiden. Andere wiederum tötete ich bevor sie ihre Waffe heben konnte mit einem einzigen Hieb.

Doch je mehr Leben ich beendete, desto mehr wurde mir bewusst, was ich den Menschen, Elfen, Halbelfen und auch Zwerge nahm, die ich da tötete. Ja, ich habe auch andere Zwerge getötet. Eine Tatsache, wegen der mich mein Volk geächtet hätte, hätte ich noch bei ihm gelebt.

Und nach einigen weiteren Jahren wusste ich, dass ich so nicht weitermachen konnte. Doch Zordiack wollte davon nichts wissen.

"Dein Leben gehört mir, genauso wie dein Tod. Du hast dich mir überschrieben und auf dein freies Leben verzichtet. Was willst du denn, du hast doch ein gutes Leben bei mir. Habe ich dir nicht alles beigebracht was du jetzt kannst ? Denkst du nicht, dass du undankbar bist. Du machst mich traurig Dolgan. Ja, du reißt mir das Herz aus dem Leib, wenn du mich verlassen willst. Denn solltest du es versuchen, müsste ich dir einen Kopfgeldjäger hinterher schicken. Und was dann kommt, glaube ich, dass du weißt

Und ich wusste es nur zu gut. Zordiack hatte Beziehungen zu einem Mann im Süden, der im Besitz des grauenhaftesten war, was es gab. Einen eingemauerten Tree of Life. Alle die versucht hatten Zordiack zu entkommen waren gefasst worden. Sie wurden dorthin gebracht und an diesen Baum gebunden. Nachdem sie dann zu den anderen in dieses düstere Loch geworfen wurden - ohne Nahrung oder etwas anderem, waren sie dazu verdammt dort zu "leben" und an Hunger und Krankheiten zu sterben, nur um kurz darauf wieder an dem ToL aufzuerstehen und erneut das Leiden zu durchleben. Eine Ewigkeit des Leidens.

Natürlich waren solche Bäume illegal, aber immer wieder gab es Gesetzlose, die sich des Samens eines ToLs bemächtigten und in abgelegenen Gegenden pflanzten um so ein ewiges Gefängnis des Leidens zu schaffen. Und es gab genügend Menschen, die dafür zahlten, dass ein Kopfgeldjäger einen Entlaufenen dorthin bringt.

Doch irgendwann entschloss ich mich, mein Glück trotz der Gefahr in der Flucht zu versuchen und entfloh. Schon bald musste ich den ersten Verfolger töten, den zweiten und den dritten. Das Töten hatte nicht aufgehört und wieder ging es um mein Leben, nur, dass ich jetzt dafür nicht mit Essen belohnt wurde, sondern mit den Gegenständen, die ich den Getöteten abnahm.

Doch schon bald hatte mich eine Gruppe von knapp 10 Verfolgern eingeholt und ich schien verloren. Doch in diesem Moment erschien ein Krieger, mit dem Symbol des Allvater auf dem Schild. Er kam auf mich zu und beachtete meine Angreifer nicht. Den einen oder anderen die in seinem Weg standen drängte er einfach aus dem Weg, ohne auch nur einen Deut von seiner Spur zu weichen. Als er vor mir stand, fragte er mich:

"Was ist deine Schuld, was hast du getan, dass diese Männer dich verfolgen. Und bedenke, die Antwort die du mir gibst, gibst du unserem Herrn. All-Vater wird deine Worte hören und dich noch hier an Ort und Stelle strafen, sollte auch nur der Hauch einer Lüge in deine Antwort liegen. Er wird dich richten durch mein Schwert, denn mein Schwert ist der Zorn Gottes und es wird die richten, die ihn verhöhnen!“

"Ich bin auf der Flucht.", antwortete ich eingeschüchtert durch die große kräftige Gestalt dieses Kriegers. „

Meine Jäger blieben während des gesamten Gespräches an Ort und Stelle stehen, denn sie wussten was ihnen drohte, sollten sie einen Kreuzritter bedrohen, oder gar angreifen.

"Das alleine ist kein Verbrechen, was hast du getan, dass du fliehst ?"

"Ich wollte nicht länger töten um Menschen zu unterhalten. - Ich war Gladiator und kämpfte für etwas zu Essen und tötete Menschen, Elfen und andere, sogar meine Brüder, nur um selbst zu leben. Doch jetzt möchte ich lieber sterben als so weiter zu machen."

"Du sprichst di Wahrheit, soviel ist klar. Ich sehe viel Düsternis in deinen Augen, aber viel Licht in deinem Wesen. All-Vater persönlich hat mich heute hier vorbeigeführt um dich auf seinen Weg zu bringen. Bist du bereit mit mir zur heiligen Kathedrale im Osten zu reisen um deine Seele zu reinigen und dich auf den Weg des Herrn zu bringen."

Ja, ich denke auch, dass ich damals sagte ich würde ihm folgen um vor meinen Verfolgern in Sicherheit zu sein, aber dieser Mann Gottes schien mehr in mir zu sehen, er erkannte das, was ich erst später erkennen sollte.

"Ja, mein Herr, ich will euch folgen."

"Nein, ich bin nicht dein Herr, nur All-Vater ist dein Herr, er wird dich richten oder erheben, ich bin nur sein Werkzeug, welches seine Befehle ausführt."

Daraufhin drehte er sich zu meinen Verfolgern.

"Ihr könnt gehen und dem, der euch geschickt hat, sagen, dass dieser junge Mann, ab sofort unter meinem persönlichem Schutz steht. Und jeder der es wagt ihm ein Haar zu krümmen, wird durch den Zorn Gottes sterben - durch mein Schwert."

Und so wahr ich jetzt hier vor dir stehe, so brachte er mich auf den Weg, den ich heute beschreite. So wurde ich ein Kreuzritter. Ich wurde eingeführt in die Geheimnisse des Glaubens und als ich soweit war dem Orden beizutreten, wurde ich zum ToL der Kathedrale gebracht, an dem ich seit meiner Ankunft gebunden war, und legte ein letztes mal die Beichte ab. Nun wurde der Kreis der Kreuzritter um mich immer enger und als sie alle kurz vor mir standen, zogen sie ihre Schwerter und ließen mich meinen letzten Tod als Ungläubigen sterben. Kurz darauf wurde ich am ToL wiedergeboren nur dieses mal als Kreuzritter.

Nun waren mir wahrlich alle Sünden vergeben und ich war im Orden der Kreuzritter. Ich hatte mein Leben dem Herrn verschrieben, mein Herz wurde endlich frei. Ich konnte all die Schmerzen und Erlebnisse vergessen. Ich erkannte das Licht und ihm folge ich seit diesem Tage und keiner vermag es mich von ihm abzubringen.

Und so wechselte mein Name erneut. Dolgan, Dolgan der Bergarbeiter, Dolgan der Meisterschmied, Dolgan der Erbarmungslose und nun nennt man mich Dolgan den Verkünder, denn ich verkünde das Wort des Herrn und wer nicht bereit ist auf das Wort zu hören, wird durch Gottes Zorn sterben und auch ich bin seit diesem Tage der Zorn des All-Vater, der kommt um den Schwachen zu helfen und die Unterdrücker zu richten.

Ich bin Dolgan!